Nachdem ich am Donnerstag nach kurzem Flug auf Penghu gelandet bin, nahm ich gleich ein Taxi zu meinem Hostel. Es war gar nicht so einfach, einen Taxifahrer zu finden der verstand wo ich hin möchte. Anders als auf der Hauptinsel von Taiwan sind die Englischkenntnisse auf der Insel nochmals deutlich schlechter.
Das Hostel ist eigentlich ein riesengroßes, sehr modernes Haus, in dem der Besitzer mit seiner Familie lebt und einige Zimmer nebenbei vermietet. Der Vermieter spricht zwar nur sehr schlechtes Englisch, aber seine freundliche und hilfsbereite Art haben dieses Manko bei weitem ausgeglichen. Da ich am ersten Tag kein Fortbewegungsmittel zur Verfügung hatte, wanderte ich in die größte Stadt der Insel, Magong City. Es war bereits dunkel, daher suchte ich mir nur schnell was zu essen und brach relativ früh wieder Richtung Unterkunft auf. Dort traf ich auch gleich einige Mitbewohner, die mir sofort ein Bier anboten. So ließen wir den Abend noch gemütlich im Hostel ausklingen.
Freitagvormittag sollte ich eigentlich ein Leihmoped bekommen. Leider gab es jedoch Probleme mit der Vermietung. Daher bot mir der Hostelbesitzer an, sein Fahrrad für den Tag zu verwenden. Als erstes machte ich mich auf den Weg zur Festung in der Stadt um den schönen Ausblick zu genießen.

Anschließend fuhr ich zur Rainbow Bridge und weiter den Küstenradweg entlang. Dieser bietet wunderschöne Ausblicke zu den anderen Teilinseln von Penghu.

Einzig der Wind machte mir mit der Zeit ein wenig zu schaffen, daher wendete ich nach einigen Kilometern und suchte mir in der Stadt ein Restaurant. Natürlich hatte das Restaurant nur eine chinesische Speisekarte- Mit meiner Übersetzungs-App und ein wenig Glück, bekam ich jedoch sehr gute Pasta mit Garnelen. Nach der Stärkung radelte ich weiter in den südlichsten Teil der Insel. Dort konnte ich vor einem wunderschönen Tempel beobachten, wie die lokalen Fischer ihr Fänge an die Höchstbietenden verkauften.

Anschließend radelte ich entlang der Klippenlandschaft zum traumhaften Shanshui Beach. Leider begann es jedoch mittlerweile zu dämmern, und auch der Wind war immer noch ziemlich stark. So schoss ich bloß ein paar Fotos und machte mich wieder auf den Weg zurück Richtung Hostel.


Der Vermieter eines Scooters wartete Samstagmorgens bereits auf mich vor dem Hostel. Da ich keinen Motorradführerschein besitze, gab mir der Vermieter einen elektrischen Scooter. Nach kurzer Erklärung machte ich mich auch gleich auf den Weg Richtung Xiyu, dem westlichsten Teil der Hauptinseln von Penghu. Schnell merkte ich, dass die angegebene Reichweite von 100 km relativ schnell sinkt. Ich dachte mir jedoch noch nichts dabei, da mir der Vermieter einen zweiten Akku mitgegeben hatte. Ungefähr auf halben Weg nach Xiyu erreichte ich die Penghu Great Bridge.

Sie ist mit einer Länge von rund 3 km die längste Brücke der Republik China und die (im Jahr 1970) erste fertiggestellte Hochseebrücke der Region Süd-Ost-Asien. Nach Überquerung der Brücke, fuhr ich entlang der Ostküste von Xiyu entlang kleineren und ruhigen Straßen bis zum südlich gelegenen Siyu Western Fort, um von dort eine grandiose Aussicht genießen zu können.


In der Zwischenzeit war der erste Akku meines Scooters ziemlich erschöpft und ich wechselte auf den Zweiten. Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass dieser vollkommen leer war. Daher musste ich die nächste Ladestation anfahren um den Akku etwas aufzufüllen. Ich steuerte das kleine Dorf Erkan an. Dieses ist bekannt für seine kleinen historischen Häuschen. Um auch wieder ein paar Kilometer zu kommen, verbrachte ich einige Zeit dort und schlenderte ein wenig durch die schmalen Wege.

Nach dem Verlassen des Dorfes fuhr ich wieder über die Great Bridge zurück. Da ich wusste, dass die Reichweite nicht bis zurück nach Magong City reicht, entschied ich mich für eine Ladestation am Penghu Aquarium. Diese Ladestation erreichte ich mit einer Restreichweite von 0 km. Glück gehabt. Da ich sowieso warten musste, schaute ich mir in der Zwischenzeit das Aquarium an.

Danach war die Reichweite wieder ausreichend aufgeladen um in die Stadt zu kommen. Leider funktionierte die Ladestation hier nicht. Ich war mittlerweile auch ein wenig genervt. Deshalb informierte ich den Vermieter, dass ich den Scooter bereits früher zurückgeben will und er ihn abholen solle. Anschließend suchte ich etwas zu essen und wurde in einem Hot Pot Restaurant fündig. Hot Pot ist ein bisschen ähnlich wie Fondue. Dabei wird rohes Fleisch und Gemüse in eine kochende Suppe geworfen und dann gewartet bis es durchgegart und essbar ist.
Eines der -ungeplanten- Highlights wartete aber an diesem Abend noch auf mich. Ich entdeckte auf einem Werbeprospekt, dass derzeit das Penghu Light Festival stattfindet. Dazu findet nahezu täglich ein Feuerwerk bei der Rainbow Bridge statt. Da ich sowieso noch genug Zeit zur Verfügung hatte, machte ich mich nach dem Essen auf dem Weg dorthin. Neben spannenden Lichtinstallationen durfte ich an diesem Abend eines der schönsten Feuerwerke meines Lebens bestaunen. Da ich mich nach dem Feuerwerk nicht stressen wollte, verpasste ich natürlich den letzten Bus zu meiner Unterkunft. Daher musste ich noch einen unverhofften Nachtspaziergang machen. In der Unterkunft angekommen, erzählten mir die Anderen noch ihre Erlebnisse des Tages bevor ich todmüde in mein Bett fiel.

Am nächsten Morgen musste ich relativ früh raus, da uns der Besitzer des Hostel bereits um 07:30 zum Flughafen fuhr und ich noch alles einpacken musste. Nach einem recht angenehmen Flug bin ich am späten Vormittag in Taipei Songshan gelandet.

Ich war immer noch ein wenig müde, so entschied ich mich gleich den ersten Bus nach Hsinchu zu nehme und mich noch ein wenig auszuruhen. In Hsinchu angekommen, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass ich meine Digitalkamera verloren hatte. Mir fiel wieder ein, dass ich diese beim Warten auf den Bus am Flughafen vergessen haben musste.
Glücklicherweise sind Taiwaner grundsätzlich sehr nette und ehrliche Menschen. Deshalb konnte ich heute nach meinen Unikursen die Kamera bei der Polizei in Taipei abholen. 😊


